Schere, Spreizer, Blech

07.07.2018

Zu hohes Tempo, schnell eine WhatsApp schreiben, ein Moment der Unachtsamkeit oder kurzes Einnicken hinter dem Steuer. Ein Verkehrsunfall mit PKW oder LKW kann viele Gründe haben. Jeden Tag eilen in Bayern Feuerwehren zu einem Verkehrsunfall. Manchmal nur ein Blechschaden, manchmal können die Insassen nicht mehr aus eigener Kraft das Fahrzeug verlassen. Wenn die Meldung „Verkehrsunfall – Person eingeklemmt“ lautet rücken Rettungsdienst und Feuerwehr mit schwerem Gerät an.

Jetzt müssen Rettungskräfte Hand in Hand arbeiten, für Fehler oder Ausprobieren ist jetzt keine Zeit mehr. Erfahrungswerte, einstudierte Techniken und eine gewisse Routine entscheiden nun über das Wohlergehen der Verunfallten.

Dieses Szenario ist seit Anfang Juni Übungsschwerpunkt der Beilngrieser Feuerwehr. Neben Theorie Unterricht und der Vorstellung der verschiedenen Rettungstechniken wurde viel am realen Objekt gespreizt, geschnitten und gedrückt.

Während Fußballmannschaften um den WM Pokal kämpften, wurde auf dem Übungshof der sichere Umgang mit Spreizer, Rettungsschere und Hydraulischem Rettungszylinder praktisch trainiert. Bei diesen Gerätschaften muss erst ein Gefühl für die richtige Handhabung entwickelt werden. Geübt wurde in vier Gruppen.

Kreisbrandmeister Thomas Netter (links im Bild) erläutert anhand von Skizzen die Vorgehensweise der „großen Seitenöffnung“.

Nach kurzer Lagebesprechung am Anfang wurde ein Bereitstellungsplatz für die Rettungsgeräte eingerichtet und danach gings direkt ans Unfallauto.

Zuerst wurde immer die „große Seitenöffnung“ erprobt, bei der durch gezieltes Schneiden und Spreizen Beifahrertür, nebenanliegende Tür und die dazugehörige B-Säule bereits in wenigen Minuten vom Fahrzeug entfernt werden können.

Im Verlauf wurde das Unfallfahrzeug dann Stück für Stück zerlegt. Das Dach wurde mittels Rettungsschere entfernt, der verschlossene Kofferraum mit Spreizer aufgehebelt oder das Armaturenbrett mit Hydraulischem Rettungszylinder vom Fahrersitz weggedrückt.

Durch gezieltes Ansetzen des Spreizers kann im Handumdrehen eine Fahrzeugtür entfernt werden.

Nur die Spende von alten Fahrzeugen der Beilngrieser Bürgerinnen und Bürger machte diese realitätsnahe Übung möglich.

Ein Dank geht auch an die Spedition Schmidt, die für eine Theorieschulung der Führungskräfte einen Lastwagen zur besseren Veranschaulichung bereitstellte.

Jedes Equipment ist nur so gut wie die Mannschaft die es bedient. Das intensive Training am Standort und das ehrenamtliche Engagement der Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner der letzten Wochen festigt die Schlagkraft der Feuerwehr in der Unfallrettung für Bürger und Gäste in Beilngries.